Nach der Karnevalsaison steht als nächstes das Erntedankfest Seú auf dem Kalender, und es ist eines der größten jährlich im März und April stattfindenden kulturellen Ereignisse. Selbstverständlich gehören zu solch großen Feierlichkeiten mit zahlreichen Events viel Musik, Tanz und wunderschöne traditionelle Kostüme. Wie der Name schon andeutet, wurde beim Seú in früheren Zeiten eine reiche Ernte gefeiert. Eine würdevolle Kundgebung, mit dem starken Glauben und auch der Mahnung, dass wir alle mit Mutter Natur und dem Himmel verbunden sind. Aber es gibt noch mehr, lassen Sie uns eintauchen...
Alles begann im 18. Jahrhundert, im Zeitalter der Sklaverei. Curaçao ist bekannt für sommerliches Wetter, und dies das ganze Jahr lang, dies bringt aber auch Herausforderungen mit sich. Aufgrund des trockenen Klimas war es eine ständige Herausforderung, gute Ernten einzubringen. So wurden Rituale ins Leben gerufen, um Mutter Natur um ertragreiche Böden zu bitten, und vor allem um sich für diese zu bedanken.
Der Name ‘Seú’ stammt aus West-Afrika und bedeutet ‘der Himmel’ in der kreolischen Sprache. Der Himmel spielt eine wichtige Rolle bei diesen Festivitäten, da er als die Heimat des Allmächtigen gesehen wird, und die Quelle des Regens.
Vor der Pflanzsaison vollzogen die Arbeiter auf den Plantagen ihre Zeremonien, und trommelten in der Hoffnung, der Klang ihrer Instrumente würde den Regen herbeiführen. Sie sangen zur Erde und den Geistern, und beteten für fruchtbare Böden, die das Saatgut wachsen lassen würden.
Als die Erntezeit begann, wurden die Früchte von den Männern geerntet und von den Frauen zu den Lagerhäusern gebracht. Die Frauen trugen die Erntekörbe auf ihren Köpfen und tanzten (genannt ‘wapa‘) auf ihrem Weg zu den Lagerhäusern zur ‘Seú’ Musik der Männer, und dankten somit dem Allmächtigen für eine weitere erfolgreiche Erntesaison.
Die Hingabe und Kreativität der Plantagenarbeiter aus der Vergangenheit ist Grund genug, um Traditionen als nationale Festivitäten weiterzuführen, basierend auf Koexistenz, Kooperation, Dankbarkeit und Einigkeit.
Headwrap-Wettbewerb: Kreativität in Bestform
Der Kopftuch- oder Headwrap-Wettbewerb, ‘Mara Lensu’, symbolisiert die Kopftücher, welche die weiblichen Plantagenarbeiter trugen, und um ihre Körbe auf dem Kopf tragen zu können, mussten diese stark und fest sein. Die TeilnehmerInnen des Wettbewerbs wetteifern darum, ihre Kopftücher aus wunderschönen bunt gemusterten Stoffen am kreativsten und kompaktesten, um den Kopf zu wickeln.
‘Seú’ Königin: Wer bekommt die Krone?
Während dieses Wettbewerbs präsentieren die TeilnehmerInnen kunstvoll vergangene Traditionen und Rituale, und übertragen die Bedeutungen in unsere heutige Zeit, um die ‘Seú’-Werte zu erhalten und die Kultur für zukünftige Generationen zu bewahren. Die gekrönte Königin leitet die ‘Seú’- Parade.
Seú Gesangswettbewerb: ‘Kantadó Mayó’
Ähnlich wie das Tumba Festival hat ‘Seú’ auch einen Gesangswettbewerb, und der Gewinner wird ‘Kantadó Mayó’ genannt, was so viel bedeutet wie ‘der größte Sänger’. Mehr als 40 Teilnehmer (es gab auch schon Jahre mit sogar 70 Teilnehmern) stehen auf der Bühne an nicht weniger als drei Wettbewerbstagen. Die Finalisten treten nach etwas Finetuning und intensivem Training am letzten Abend des Wettbewerbs auf, in der Hoffnung, der nächste ‘Kantadó Mayó’ zu werden.
…und alles endet an dem Tag, an dem mehr als 2.000 Einheimische aller Altersgruppen in kunstvollen, traditionellen folkloristischen Kostümen auf die Straßen gehen. Jede Gruppe wird angeführt von einer Band, die die traditionelle ‘Seú’ Musik spielt und die meisten Gruppen werden eine oder mehrere Tanzchoreografien zeigen. Es ist eine großartige Show, und schnell ertappt man sich dabei, die Hüften und Beine zu bewegen, von links nach rechts, von hinten nach vorne, in einem Rhythmus, dem man leicht folgen kann.
Die große Parade marschiert duch die Hauptstraße zwischen Sta. Maria (in der Nähe des Flughafens) und Otrabanda (Stadtzentrum) und eine zweite Parade findet am ‘Bandabou’ im westlichen Teil der Insel statt.
Weitere Festlichkeiten sind ‘wapa-in’ (ähnlich zum carnival jump-in), festivalähnliche Parties mit zahlreichen kulturellen Bands und die ‘Kantadó Mayó’ Finalisten und Gewinner, und andere ‘Seú’ Workshops und kleinere Events. Sogar einige Hotels gestalten ‘Seú’ Festivitäten auf ihrem Grund und Boden. Fragen Sie einfach! Dies sind Einstimmungsparties, in Erwartung des Tags der großen Parade.
Unterkunft: Buchen Sie Ihre Unterkunft vorab. Wenn Sie im Stadtzentrum übernachten (Otrabanda und Punda) können Sie die Parade zu Fuß erreichen
Festivitäten vor der Parade: für eine noch größere Erfahrung, nehmen Sie an einem oder zwei Events vor der Parade teil, um ein besseres Verständnis für die Geschichte und Kultur zu bekommen.
Wo kann man die Parade sehen? Sie können die Parade überall entlang der Route sehen. Bringen Sie ihren eigenen Stuhl, Getränke, Snacks, Schirm mit und genießen sie! Es ist eine ganztägige Veranstaltung.
Parken: Wenn Sie mit dem Auto kommen, nutzen Sie einen Car pool, da Parkplätze sehr eingeschränkt vorhanden sind.
Schützen Sie sich: Sonnencreme und Sonnenhut werden dringend angeraten.
Lokale Köstlichkeiten: Während der Parade (und anderer kleinerer Events) werden Sie Stände sehen, die lokale Snacks und Süßes anbieten. Unterstützen Sie die lokale Bevölkerung und gönnen Sie sich und Ihren Geschmacksnerven ein Geschmackserlebnis! Es wird sich lohnen, das verspreche ich!
Familienfreundliche Events: Zu guter Letzt, laden wir Sie und Ihre ganze Familie dazu ein, die kulturelle Kreativität auf den Straßen während dieser größten kulturellen Kundgebung der Insel zu erleben.
Ich lade Sie dazu ein, diese kulturellen Feierlichkeiten mit uns zu genießen, und ein Stück unsere kulturellen Erbes mit nach Hause zu nehmen. Ich weiß mit Sicherheit, dass Sie den ‘Seú’ Rhythmus nicht nur in Ihren Hüften, sondern auch in Ihrem Herzen tragen.
Sonnige Grüße,
Juliska
Your local bestie